„Mama, Mama, hörst du mal?“ Der fünfjährige Martin zupfte an meiner Jacke. Ich schaute zu ihm hinunter, während ich weiter Brotteig knetete. „Ja? Was ist denn?“ Martin schaute mich fragend an. „Was ist eigentlich Kunst?“
Um nun nicht sofort antworten zu müssen, fragte ich erst mal zurück: „Wie kommst du denn darauf?“
„Das hat der Mann im Radio gesagt.“
Martin besaß seit seinem letzten Geburtstag eine kleine Mini Soundstation. Dort hörte er gerne seine Winni Pu- und auch das Radioprogramm.
Ich deckte den Brotteig zu, wusch mir die Hände und trocknete sie ab. „Nun, das ist eine schwierige Frage, weil es mehrere Antworten gibt.“ Ich nahm Martin an die Hand und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Dort setzten wir uns aufs Sofa. „Also, Kunst bedeutet so viel wie Fertigkeit, etwas, das man gut kann. Auch wenn jemand ein Bild malt, dann sagt man dazu Kunst. Es gibt die Kunst Bilder zu malen, aber auch die Kunst Gedichte oder Geschichten zu schreiben.“
Martin schaute mich interessiert an, aber es sah noch nicht so aus, als hätte ich ihm eine zufrieden stellende Erklärung gegeben. „Erinnerst du dich daran, dass wir uns letzte Woche ein Theaterstück in der Stadthalle angeguckt haben?“, fragte ich. „Ja“, nickte Martin. „Das war auch Kunst.“ „Mmmh, in Ordnung. Ich glaube, ich habe es jetzt ein bisschen verstanden.“
Ich sah ihm an, dass ihn immer noch irgendetwas beschäftigte. So fragte ich ihn: „Was hat der Mann im Radio denn eigentlich genau gesagt?“ Er sagte: „Der Preis für Kunstdünger ist gestiegen…!“
von Silke Bekker